Die Häuser
Die Benderstraße ist eine Hauptverbindungsstraße nach Düsseldorf und ist mit Häusern der Gründerzeit bebaut. Leider sind Kriegsschäden und der Abrisswahn der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts zu beklagen. Einige Häuser tragen noch Elemente des Jugendstils.
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Nummer 8 — 10
1923 hat Dr. med. Paul Böllhoff (*25.10.1891 +13.07.1952) die Villa auf der Benderstraße 8 samt dazugehöriger Praxis von Sanitätsrat Ries übernommen, der von 1906 bis 1923 die Arztpraxis an selbiger Adresse führte.
Dr. med. Böllhoff hat die Praxis auf der Benderstraße 8 bis 1952 geführt. Nach dem plötzlichen Tod von Dr. med. Böllhoff übernahmen sein Schwiegersohn Dr. Theo Dicke und seine älteste Tochter Dr. Anneliese Dicke die Praxis, die bis 1968 in einem Anbau der Benderstraße 8 weitergeführt wurde.
1969 hat die Familie Dicke, die älteste Tochter Dr. Anneliese Dicke und ihr Ehemann, Dr. Theo Dicke, auf eigenem Grund die Bender 10 als Ärztehaus gebaut. Die Praxis Dr. Dicke fand in dem neugebauten Nachbarhaus Benderstraße 10 auf der 1. Etage ihr neues Domizil. Das Grundstück der Benderstraße 10 war bis dato unbebaut. Es befand sich dort der Garten der Familie Böllhoff. In den Kindheitserinnerungen der Enkelin ein großartiger ‚Kinderspielplatz‘ mit alten Bäumen.
Die nun ausgediente Praxis auf der Benderstraße 8 wurde zu einem Versicherungsbüro umgewidmet.
Die inzwischen in die Jahre gekommene Villa Benderstraße 8 wurde 1982 abgerissen, es entstand auf diesem Grundstück ein Miet- und Geschäftshaus – heute die Deutsche Bank.
Dr. Dicke führte die Praxis auf der Benderstraße 10 noch bis 1985. Mit Dr. Ferl konnte die Patientenversorgung in der vierten Ärztegeneration fortgesetzt werden. Dieser führte die Hausarztpraxis über 30 Jahre, bis Dr. Schreder sie zum 1.1.2015 zunächst partiell und dann vollständig übernommen hat. Damit ist er der fünfte Kollege in Folge¹
¹Die Geschichte der Gerricus-Praxis
Nummer 16
Das kurz nach 1900 erbaute zweistöckige Haus, dessen rückwärtiger Anbau an die Speestraße grenzt, gehörte vormals einer Familie Geuer, die eine Heißmangel im Torfbruch betrieben hat.
In den 1960er Jahren befand sich im Erdgeschoss das Lebensmittelgeschäft von „Bertha Hennes“ und später der Schnellimbiss „Schmölders“.
Später eröffnete dort der Grill- und Restaurantbetrieb Reppas mit schmackhafter griechisch-italienisch-deutscher Küche, an den sich viele Gerrresheimer noch erinnern. Die griechische Familie Reppas kehrte Anfang des neuen Jahrtausends nach Griechenland zurück. Seit vielen Jahren steht das Haus leer. Es wurde mehrfach verkauft, und es bleibt abzuwarten, was damit geschieht.
Nummer 21
Im Haus Benderstaße 21 war um 1930 die Schuhmacherei und Feinsohlerei Anton Skora untergebracht. Heute befindet sich dort eine Änderungsschneiderei.
Nummer 23
Haus Nr. 23 wurde wie die meisten Häuser auf der Benderstraße kurz nach Beginn des 20. Jh. erbaut.
Hier wohnte und lebte lange Zeit die Familie Albermann mit ihren Töchtern Liselotte, Marga und Marianne und den Söhnen Heinz und Rudi. Herr Heinz Albermann (Jg. 1933) zog nach Heirat 1961 aus. Heute lebt er im Schwarzwald, von wo aus er uns einen Brief mit Erinnerungen an seine Kindheit in Gerresheim schrieb.
Mit seiner Frau, so erzählt er am Telefon, sei er auf Fahrrädern durch halb Europa gereist. Noch heute, mit 87 Jahren, fährt er Rad, und wundert sich ein wenig, als ich erstaunt zurückfrage: „Aber Sie wohnen doch im Schwarzwald?“
Nein, sagt er bescheiden, das Internet möchte er mit seinen Geschichten nicht füllen, aber dann lässt er sich doch noch eine Episode aus seiner Schulzeit entlocken. Sein Volksschullehrer unterstützte den Lerneifer der Schülerinnen und Schüler mit einem altbewährten pädagogischen Mittel: dem Rohrstock. Für jeden Rechtschreibfehler im Aufsatz gab es drei Schläge auf den Handrücken. Zwei etwas ältere Brüder aus dem Nachbarhaus, die sitzengeblieben waren, wurden von ihm besonders häufig „belehrt“. Als einer der beiden einmal 12 Fehler gemacht hatte, drehten sie den Spieß um und sperrten den Lehrer in den Schrank. „Danach sind wir alle nach Hause gegangen, und wie der Lehrer wieder rausgekommen ist, weiß ich nicht mehr.“
Nummer 28
Es begann alles im Jahre 1896. Auf der Speestraße gründetet Herr Völker eine Gärtnerei. Die Tochter des Gründers heiratete Herrn Janny der auch den Gärtnerberuf erlernt hatte. Zusammen eröffneten sie ein Blumengeschäft auf der Benderstraße 28. Ab März 2019 hat eine frühere Mitarbeiterin das Geschäft übernommen und verkauft in den neugestalteten Räumen weiterhin Blumen.
Benderstraße / Regenbergastraße
Commerzbank
Der Bau auf diesem Eckgrundstück begann um das Jahr 1950. Es entstand dort ein Wohn- und Geschäftshaus. Im Jahre 1952 war das Gebäude fertig.
Bis 1972 befand sich in den unteren Räumen das Möbelhaus Poorten. Ab 1973 zog die Dresdner Bank dort ein.
Im Oktober 2012 hat dann die Commerzbank diese Räumlichkeiten übernommen und befindet sich heute noch dort.
Benderstraße / Regenbergastraße
Bäckerhaus Benderstraße
Es war vermutlich nicht nur das älteste Haus auf der Benderstraße, sondern auch das Wohnhaus des bekannten Dichters und Schriftstellers Wilhelm Schäfer. Er verbrachte bis 1888 seine Jugendjahre in diesem 1868 erbauten Wohn- und Geschäftshaus. Sein Vater, Paul Schäfer, gründete dort eine Bäckerei und betrieb nebenbei auch noch einen Kartoffelgroßhandel. In der Mehlkammer hing ein Schild mit folgendem Text: 1870 backten wir das erste Brot, Roggenmehl und Sauerteig waren dazu not. Großer Fleiß und Gottvertrauen, ließ uns das erste Haus auf der Benderstraße bauen.
Am 4. Mai 1954 übernahm der Bäckermeister Alois Rodach das Geschäft mit der Backstube. Die Gerresheimer konnten somit weiterhin gute Backwaren kaufen. Nach 13 erfolgreichen Jahren, wechselt wieder der Inhaber.
Ab Januar 1967 übernahm der Bäckermeister Fritz Asche mit seiner Ehefrau Gerda-Marie das Gewerbe, und setzte so die Tradition des Hauses fort. Seine Frau war im dabei eine große Hilfe. Sie war die Tochter des Ehepaares Mandelartz, das wiederum eine bekannte und beliebte Bäckerei auf der Gräulingerstraße betrieb. So wuchs Gerda-Marie Asche quasi mit guten Backwaren von Kindheit an auf. Im Geschäft war sie für den Verkauf zuständig.
Im Jahre 1973 endete die Bäckertradition in diesem Hause. Auf Grund des Alters wurde es 1975 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. In ihm befindet sich heute ein Reinigungsbetrieb.
Benderstraße / Dornaper Straße
Drogerie Hillesheim / Behr
Die älteste und heute noch einzige Fachdrogerie in Gerresheim, befindet sich auf der Bender — Ecke Dornaper Straße.
Im Jahre 1928 erbaute der Drogist Anton Hillesheim eines der ersten Mehrfamilienhäuser an dieser Straßenecke. Mit seiner Ehefrau Maria, geb. Richter, gründete er in diesem Gebäude eine damals typische Drogerie, in der sowohl Drogen (Kräutertees) als auch Fotoartikel, Körperpflege, Babynahrung, Haushalt und Putzmittel sowie Farben und Lacke angeboten wurden.
Den Krieg hat das Haus unbeschadet überstanden und wurde im Laufe der Jahre mehrfach modernisiert. Auch das nunmehr seit 90 Jahren bestehende Fachgeschäft, hat sich sowohl in der Ausstattung als auch im Warensortiment der heutigen Zeit angepasst, und wird nun schon in der 3. Generation vom Enkel des Gründers, Torsten Behr, immer noch mit Erfolg geführt.
Kaiser‘ s Kaffee-Geschäft
Bis 1962 befand sich an der Ecke Bender-/ Dornaper Straße, wo
bis 2012 die Commerzbank eine Filiale betrieb, ein Kaiser‘s Kaffee-Geschäft. Noch im Stil eines „Tante Emma Ladens“ wurde dieses Geschäft geführt.
Auf kleinstem Raum stapelte man die Ware bis unter die Decke,
und der Kunde wurde dort auch noch persönlich bedient.
Nummer 37
Historie des Hauses Benderstr. 37 in Düsseldorf-Gerresheim ab 1914
Von Meinhard und Edith Sucker
Die Erbauer des Hauses Benderstr. 37:
Josef Düllberg war Werkzeugschlosser bei Haniel & Lueg. Heute ist hiervon nur noch der alte Backstein-Uhrenturm als Torwärterhaus von 1875 auf der Grafenberger Allee vorhanden. Durch ihn gelangten die Arbeiter in das Werk. Hierhin hat seine Tochter Hildegard ihrem Vater in einem Henkelmann warmes Essen gebracht.
Josef Düllberg ist am 11.4.1878 in Grimlinghausen, Kreis Brilon, geboren.
Im Mai 1947 wurde er von einem Lkw überfahren und starb mit 69 Jahren. Er heiratete am 20.7.1909 in Nuttlar, Kreis Brilon
Anna Maria Fischer, geb. am 15.4.1882 in Nuttlar, gestorben am 16.12.1946, mit 64 Jahren an einem Herzinfarkt.
Bevor sie in das neu gebaute Haus auf der Benderstr. 37 zogen, wohnten sie auf der Benderstr. 115.
Josef und Anna Maria Düllberg hatten drei Kinder:
Josef (jun.) geb. 17.7.1910, gest. 2.2.2004 (93 Jahre)
Elfriede geb. 23.8.1912, gest. 10.4.1934 (21 Jahre)
Hildegard Sophia geb. 7.3.1916, gest. 20.4.2009 (93 Jahre)
Sie wohnte 93 Jahre im Haus Benderstr. 37, in derselben Wohnung, EG rechts und war mit Alfred Fürstenberger seit 4.12.1941 verheiratet. Alfred Fürstenberger stammte aus Baden-Württemberg, geb. 17.4.1907, gest. 7.10.2000 (93 Jahre). Sie hatten zwei Kinder, eine Tochter und einen Sohn. Die Tochter, Edith Sucker, geb. Fürstenberger, geb. 16.6.1944, ist die jetzige verantwortliche Eigentümerin des Hauses Benderstr. 37.
Das Mehrfamilienwohnhaus Benderstr. 37 wurde in massiver Ziegel-
bauweise errichtet. Die Mauersteine sind rot, gelblich bis rosa und stammen aus der Gerresheimer Ziegelei. Die roten Steine, für die äußeren Wände, sind etwas fester, die nach dem Brennen in dem Tunnelofen aussortiert wurden. Es sind keine Klinkersteine, mit einem dicht verschmolzenen harten Gefüge, und können somit die Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben. Die gelblichen und rosa Steine sind noch etwas „weicher“ und haben weniger Hitze erhalten. Sie wurden für die Innenseiten und Mittelwände vermauert und haben eine sehr gute klimaregulierende Funktion der Wohnräume. Der Mörtel für das Mauerwerk und den Innenputz (Düsseldorfer-Putz = abgeriebene Fläche und mit Kalkteig abgeglättet, damals reine Handlanger-Arbeit) besteht aus Kalkteig und Gerresheimer Sand. In vielen Häusern meint der Laie „der Putz ist aber schlecht, der Putz ist zu mürbe, zu weich“. Das ist jedoch ein Missverständnis, denn auch dieser Putz ist ein sehr guter Raumklima-Regulator. Wenn aber der Mörtel zu weich ist, liegt es daran, dass der Mörtelanmischer zwar das Mischungsverhältnis 1 Teil Kalkteig und 3 Teile Sand befolgt hat, aber der Sand zu viele und zu feine Körnung hat und der Kalkteig nicht alle Körner genügend ummanteln kann.
Mehr zum Haus mit der Nummer 37
Die Decken ab dem EG sind aus Holzbalken. Als Putzträger sind Spalierlatten von unten angebracht und zwischen den Balken ist eine körnige Asche-Schüttung auf Blindschalung mit einem Nut- und Feder-Dielenbelag.
Leichte Trennwände für WC und Vorratskämmerchen sind aus 6 cm dicken Bimsplatten, die auf der Balkendecke stehen.
Die Kelleraußenwände sind aus etwas festerem Ziegelmauerwerk, was zum Erdreich hin roh belassen worden ist, es hat aber oberhalb des Erdreichs eine waagerechte bituminöse Isolierpappe als aufsteigende Feuchtigkeitssperre.
Es war damals so gewollt, dass die Vorräte, z.B. Kartoffeln, Möhren, Obst usw. kühl, durch Feuchtigkeit und nicht zu trockene Luft, lange lagerfähig waren.
Die Decke über dem Kellergeschoss besteht aus Stahlträgern mit einer mageren Beton-Zwischenfüllung ohne Baustahleinlage, darüber Aschen-Füllung und da drauf Kanthölzer für die Aufnahme des Dielenbodens.
Die gesamte Bauweise ist ökologisch kaum zu überbieten. Die heutigen Baustoffe z.B. Gips (kommt aus Schadstoff-Filteranlagen) oder Lehmputz (der mit Zugabe von Klärschlamm verwendet wird und nach dem Durchtrocknen angeblich nicht mehr stinkt) und auch Stahlbeton sind für das menschliche Wohnen unwürdig und erzeugen physikalische Fallen, die die Planer nicht immer im Griff haben, z.B. dichte Fenster und dann Zwangslüftung.
Bis etwa 1975 gab es noch in vielen Wohnhäusern Fenster mit einer genialen physikalischen Funktion, die bis jetzt auch noch im Treppenhaus der Benderstr. 37 vorhanden ist. Das System ist folgendermaßen: Die relativ hohe Luftfeuchtigkeit eines Raumes, egal aus welchen Gründen, kühlt sich zuerst an den kalten Fensterscheiben ab. Das Wasser kondensiert und fließt an den Scheiben herunter in eine dafür vorgesehene Rinne auf der Fensterbank, und ein meist kleines Bleiröhrchen leitet das Wasser aus der Rinne nach draußen ab.
Die erste Dacheindeckung vor ca. 100 Jahren bestand aus handgeformten Hohlpfannen-Tonziegeln (ohne Falz) mit Strohdocken, damit bei von der Seite kommendem Regen oder auch bei Schneetreiben keine Feuchtigkeit in den Trockenspeicher kam.
Der erste Austausch der Dachziegel war vielleicht um 1950. Diesmal wurde ein dunkel eingefärbter Standard-Ton-Falzziegel eingebaut, der mit Drahtklammern im freien Raum gesichert und zusätzlich ringsum von unten mit festem Mörtel verstrichen wurde.
Bei der großen Dachrenovierung 2011 wurden Heidelberger Dachsteine verwendet.
Natürlich hat dieses Gebäude immer wieder einige zeitgemäße Renovierungen über sich ergehen lassen müssen (z.B. neue Balkons oder die Badezimmer von 1961 sind komplett auf den neuesten Stand gebracht worden).
Es ist aber immer darauf geachtet worden, dass das Haus seine Identität behält und so seine Erbauer gewürdigt werden.
Im Dachgeschoss liegen noch alte Dachziegel als Dokumente.
Fast alle Wohnungseingangstüren und Zimmertüren sind noch im Original erhalten. Im 1. Obergeschoss links gibt es noch Original-Türgriffe mit Holzummantelung (über 100 Jahre alt).
Das Treppenhaus ist unverändert und hat noch seine alten bunten Jugendstil-Fenster mit Bleiverglasung und Beschlägen. Die Struktur-
Tapete an den Seitenwänden ist auch noch im Original und wurde nach dem Krieg von dem Gerresheimer Malermeister Helmut Lessmann an einigen Stellen kunstvoll repariert.
2010 wurde die alte mechanische Treppenhaus-Lichtschaltuhr Elpa von 1930 der Firma Theben nach 80 Jahren ausgetauscht.
In einigen Wohnungen sind heute noch in den Wohnzimmer-Decken Metallrohre mit Verschlusskappen, die ursprünglich für eine Gaslampen-Beleuchtung waren. Neben den Eingangstüren der Wohnungen im Flur ist auf halber Höhe ein Messing-Vierkant sichtbar. Frau Fürstenberger, die Tochter des Erbauers, erzählte, dass hier abends immer die Gasleitung geschlossen wurde.
Im Keller gibt es noch eine alte Holzbrettertüre mit einem Kastenschloss.
Auf dieser Türe steht: LUFTSCHUTZRAUM 29 cbm Inhalt
An der Außenfassade, in einem oberen Feld, sind am 26.10.2011 mit einer Foto-Vision des Ehepaares Düllberg, die Erbauer des Hauses gewürdigt worden. Diese Nano Quarz-Gitter-Technologie ist in Düsseldorf bis jetzt einmalig.
Einer der ersten Mieter des Hauses im Februar 1914 war die Familie Freiburg. 3‑Zimmer-Wohnung im 1. OG links, ca. 54 qm .
In der Küche, ca. 15,50 qm, war ein rechteckiges Ausguss-Becken mit Wasseranschluss. Das Wohnzimmer, ca. 15,50 qm, zur Straße, hat eine profilierte Stuckdecke. Das Schlafzimmer ist zur ruhigen Gartenseite, ca. 16 qm. Das damalige Vorratskämmerchen ist etwa über 2 qm groß.
Das ehemalige Wasserklosett hatte einen hochgehängten Spülkasten und eine Kette mit einem Porzellangriff zum Abziehen und befand sich in einem ca. 1,50 qm kleinen Raum ohne Waschbecken.
Die Miete betrug:
Februar 1914: 32 Mark u. 50 Pfg.
Juli 1921: 48 Mark
Oktober 1922: 91 Mark
Nov. 1922: 194 Mark
Dez. 1922: 491 Mark
Jan. 1923: 1.364 Mark
April 1923: 4.475 Mark
Die Miete einer anderen Wohnung (Waldmüller), gleich groß, betrug:
August 1923: 50.570 Mark
Dez. 1923: 16.222 Milliarden Mark
Januar 1924: 5.113 Billionen Mark
Februar 1924: 9,15 Mark
Januar 1925: 22,57 Mark
Januar 1926: 28,22 Mark
Im Oktober 1961 wurden im Haus das Vorratskämmerchen und der kleine Toilettenraum zu einem Badezimmer mit kleiner Badewanne, WC und Handwaschbecken umgebaut und die Wände zum Teil gefliest.
Bei den Fliesenarbeiten lernte ich (Meinhard Sucker) die Tochter (Edith, 17 Jahre alt) der Mit-Hauseigentümerin Hildegard Fürstenberger kennen. Sie brachte Zigaretten, aber kein Feuer. So musste sie noch einmal kommen und das Feuer bringen.
Und jetzt bin ich mit ihr schon fast 51 Jahre verheiratet!
Meinhard und Edith Sucker
Nummer 38
Fünfgeschossiges Wohn- und Geschäftshaus, errichtet 1984. Architekt: Guido Berendes.
Die Geschäftsräume im Erdgeschoss wurden bis 2012 von der Drogeriekette Schlecker genutzt. Auf sie folgte die Textilfirma NKD. Seit 2017 betreibt hier die Diakonie ein Kaufhaus für Textilien und Haushaltsgegenstände. Im ersten Stock befindet sich eine Zahnarztpraxis. Im zweiten Stock war bis 1995 eine Zweigstelle der Barmer Ersatzkasse untergebracht.
Bis 1983 stand an dieser Stelle ein roter Ziegelbau, in dem der beliebte Gerresheimer HNO-Arzt Dr. Kürten viele Jahre praktizierte.
Nummer 45
Das Haus Benderstraße 45 entstand etwa zwischen 1912 bis 1914.Der Malermeister Paul Lessmann eröffnete dort um diese Zeit sein Malerunternehmen mit einer Werkstatt. Als Paul Lessmann 1952 starb, übernahm der Sohn Helmut Lessmann 1972 das Geschäft seines Vaters. Helmut Lessmann hatte ebenso eine Ausbildung zum Malermeister absolviert, sich aber noch an der Kunstschule weitergebildet. Seine Kunst war gefragt für Wandbilder im öffentlichen Raum, in denen er u.a. NRW darstellte.
Mehr zum Haus mit der Nummer 45
Benderstraße 45 Erinnerungen von Regina Grell-Lessmann *1944, aufgewachsen auf der Benderstraße in den 1940er Jahren
Das Haus Benderstraße 45 entstand etwa zwischen 1912 – 1914. Mein Großvater Paul Lessmann eröffnete um diese Zeit sein Malerunternehmen. In dieser Zeit war die Benderstraße noch die einzige durchgehende Straße in Gerresheim, die nach Grafenberg (beziehungsweise auf der Hardt) führte. Parallel zur Benderstraße gab es überall Äcker, zum Teil sogar Sumpfgebiete.
Im Haus meines Großvaters wurden schon Bäder mit WC’s und eine Gasleitung zum Wärmen des Wassers eingebaut. Sehr bemerkenswert, da Wasser und Strom in Gerresheim ziemlich spät installiert wurden.
Kurz nach dem 2. Weltkrieg (vor der Währungsreform) gab es einige Trümmergrundstücke, aber ziemlich wenige. Milch und einige Lebensmittel wurden in einem improvisierten Bau (Firma Surmeyer) verkauft. Milch wurde in mitgebrachten Kann abgefüllt.
Ein Pferdewagen mit Eisstangen kam regelmäßig und man konnte dort für ein paar Pfennige Kühlung für die Speisekammer kaufen. Wir Kinder bekamen manchmal kleine Eisstückchen ab. Die ‚Hinterlassenschaften‘ der Pferde wurden ziemlich rasch von Hobbygärtnern entsorgt.
Als beängstigend empfand ich als Kind die nächtlichen Grölereien der englischen Besatzer, die des Öfteren durch die Benderstraße torkelten.
Unser Spielplatz war die Benderstraße. Wenn wir in die Vorgärten kamen, mussten wir mit wütenden Nachbarn rechnen, die auch manchmal heftige Ohrfeigen verteilten!
Damals, in Ermangelung von TV, hingen viele Leute in den Fenstern, oft gemütlich unterfüttert von Kissen und beobachteten das Geschehen.
Es gab auch in dem Gebäude des heutigen Rewe ein Kino, ebenso auf der Hardt. Sonntags vormittags liefen Kinderfilme, die wir mit Begeisterung sahen.
In den fünfziger- und sechziger Jahren begann sich dann das Leben so zu gestalten, dass man, rein optisch, bis heute nicht mehr so viele Veränderungen wahrnehmen konnte.
Nummer 49
Anfang des 20. Jahrhunderts war auf der Benderstraße eine rege Bautätigkeit. Viele, der heute noch zum Teil gut erhaltenen Häuser, wurden in dieser Zeit erbaut, so auch das Haus Benderstraße 49 im Jahre 1909.
In ihm wohnte mehrere Jahre unter anderen das Ehepaar Margarethe und Heinrich Bischoff.
Der Schullehrer Heinrich Bischoff war zuvor in Gronau beheimatet. Er bekam dort Besuch vom Bürgermeister der Stadt Gerresheim und einem Geistlichen. Sie besuchten seinen Unterricht und hielten ihn für wert, in Gerresheim unterrichten zu können.
Heinrich Bischoff wurde Lehrer an der Schule an der Heyestraße unter dem Rektor Kneist. Später wurde er Reklor an der Sonderschule für Lernbehinderte, Schönaustraße.
Ihm folgte Frau Kuhlenberg, dann sein Sohn Helmut Bischoff als Rektor.
Das vor einigen Jahren neu restaurierte Haus, mit einer im Frühjahr blühenden Magnolie im Vorgarten, ist heute ein Schmuckstück auf der Benderstraße.
Nummer 70
Germania Palast, heutiges REWE
„Fräulein“ Elisabeth Huth verkaufte in den 1960er Jahren im „Germania Lichtspielhaus die Kinokarten. Lange Zeit unverheiratet, widmete sie sich hingebungsvoll der Pflege ihrer schon sehr betagten, kranken Mutter. Ein Lichtblick für sie war es, ihrer Arbeit im Kino nachzugehen. Stolz saß sie immer hinter dem Schalter und verkaufte jedem freundlich die gewünschte Eintrittskarte.
Auch ihrem Chef, Herrn Lampenscherf, dem Besitzer des Kinos, warf sie oft ein verstohlenes Lächeln zu.
Und wenn man sie fragte, was sie denn beruflich mache, sagte sie:
Ich bin beim Film!
PS. Als ihre Mutter verstarb, wurde sie „Frau Lampenscherf“
Nummer 71
Brillen Müller
Eine große Tradition hat das Optik- und Brillengeschäft „Brillen Müller“. Der Großvater des heutigen Inhabers, Heinrich Müller, gründete auf der Benderstraße Nr. 66, unweit des „Filmpalastes Germania“, Anfang des 20. Jahrhunderts das Unternehmen. In den 50er Jahren, als der Sohn des Gründers in das Geschäft mit einstieg, fand ein Umzug auf die Benderstraße Nr. 86, in das Haus, in dem sich heute das Hörgerätegeschäft Wippermann befindet, statt. Das Sortiment wurde in den neuen Geschäftsräumen wesentlich erweitert. Neben dem Hauptartikel Brillen wurden auch Kameras und Spielwaren angeboten. Ein weiterer Umzug fand dann in den 70er Jahren in das Gebäude Benderstraße / Ecke Gräfrather Straße statt, wo in moderneren, größeren Räumen jetzt ausschließlich hochwertige Brillen angeboten werden. Das Geschäft leitet heute, in der 3. Generation, der Enkel des Gründers Heinrich Müller.
Benderstraße / Von-Gahlen-Straße
Restaurant Germania
Auf eine lange Tradition kann auch das „Restaurant Germania“ an der Ecke Bender-/ Von-Gahlen-Straße zurückblicken.
Beliebt war es früher schon, als noch jeden Sonntag zum Tanz aufgespielt wurde. Wie auf dem Foto von 1904 zu sehen ist, befanden sich nebenan ein Geflügelhof und eine Badeanstalt. Da es zu dieser Zeit kaum
Bademöglichkeiten in den Wohnungen gab, konnte man sich an den Wochenenden dort waschen und baden.
Heute befindet sich in dem Gebäude auch wieder ein Restaurant.
Die Gaststätte „Haus Germania“ heute. Vor dem REWE-Supermarkt haben sich in der Corona-Krise lange Warteschlangen gebildet.
Nummer 73
Der provisorische Obst- und Gemüseladen an der Ecke Bender-/Gräfrather Straße wurde durch einen Neubau ersetzt, in dem sich zunächst ein Möbelhaus befand und danach bis heute ein Schuhgeschäft ansässig ist.
Nummer 78
Zürndorfer Schule, vormals evangelische Schule
Episode aus ihrer Schulzeit
Obwohl Hanna nur 5 Min. von der Schule entfernt wohnte, hatte sie Mühe, rechtzeitig dort zu sein. Rechnen war ihre schwache Seite. Ihr Vater versuchte ihr zu helfen, gab aber bald auf, weil Hanna unfähig war, das Rechnen zu begreifen. Sie bekam sogar eine Ohrfeige von Fräulein Räthjen als sie in ihrer Verzweiflung versuchte, falsche Ergebnisse in ihrer Klassenarbeit zu korrigieren. Es wurden mit Griffeln auf Schiefertafeln geschrieben. Die Griffel, die in einer Griffeldose gesammelt wurden, spitzte immer ihr Vater an. Dazu gehörten zwei gehäkelte Tafelläppchen und ein rosa Schwämmchen, um die Tafel zu reinigen. Die sauberen Materialien wurden täglich von der Lehrerin kontrolliert.
Nummer 90
Das Haus an der Ecke Bender/Sonnbornstraße wurde im Jahre 1909 erbaut. Seit jeher befand sich in den unteren Räumen eine Metzgerei. Es wird vermutet, dass der Metzgermeister Klein der erste Mieter dieser Räume war. Der Nachfolger von Herrn Klein war Friedel Meyer. Der hatte im Jahre 1961 seine Meisterprüfung bestanden und 1967 die Metzgerei übernommen. Fast 40 Jahre hat er sie mit großem Erfolg weiter geführt und war in Gerresheim schon eine Institution. Egal wo im Ort eine Veranstaltung stattfand, Friedel Meyer war mit seinen guten Fleischwaren immer dabei. Einer seiner treuesten Mitarbeiter war Herr Dirk Willems. Etwa 20 Jahre lang hat er bei Herrn Meyer gearbeitet. Nachdem dieser im Jahre 2006 in den wohlverdienten Ruhestand ging, hat Herr Willems die Metzgerei übernommen. Somit ist uns in Gerresheim ein Inhaber geführtes Unternehmen erhalten geblieben.
Das Foto stammt aus dem Jahre 1915.
Nummer 98 von 1893
Vermutlich das älteste existierende Haus auf der Benderstraße.
Wer kennt ein noch älteres Haus?
Nummer 106
Phönix Apotheke Inhaberin der Apotheke 1974 bis 2011 U. Praetorius.
Auf einem der Fotos ist die alte Phönix Apotheke rechts im Bild zu erkennen.
Dort, auf der Nordseite der Benderstraße, hatte die Phönix Apotheke
bis 1974 ihren Standort. Heute (2019) ist dort ein Pflegedienst in den Geschäftsräumen untergebracht.
Nummer 124 — 130
Zwei- bis dreigeschossiges Wohngebäude, errichtet 1904 für vier Beamte der Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Grafenberg, Architekt war Wilhelm Pauen. Die sog. „Beamtenhäuser“ zeigen die soziale Verantwortung der Anstalt für ihre Beamten und Angestellten. Die Hierarchie unter den Arbeitnehmern wird durch die ansprechendere Gestaltung der Objekte zum Ausdruck gebracht.
Nummer 134 — Parktheater
Streifzug durch ein Jahrhundert
Benderstraße, Auf der Hardt
Von Gerda Wicharz
Der Bäcker- und Konditormeister Emanuel Wahl betrieb in der Nähe der „alten Tonhalle“ (dem heutigen Kaufhaus Karstadt) in Düsseldorf an der Schadowstraße eine Bäckerei. Als er die Bäckerkrankheit bekam, musste er seinen Beruf aufgeben und zog mit seiner Familie zur Hardt/Ludenberg. Damals hieß die Benderstraße noch Neußerstraße. Sie war damals mehr ein Weg als eine Straße. Es gab nur ein paar kleine Häuser an der Neußerstraße. Wer mit dem Pferdefuhrwerk von Düsseldorf nach Ludenberg fahren wollte, hatte wegen der stark ansteigenden Straße einen beschwerlichen Weg hinter sich gebracht. So machten sie gerne Rast auf der Hardt und kehrten in der Gaststätte von Emanuel Wahl ein.
Die Gaststätte ist in den 1870er Jahren gebaut worden; genaue Unterlagen fehlen jedoch. Es gab noch Gaslicht und im Treppenhaus Petroleumlampen. An der Straßenfront ist der ursprüngliche Baustil der Gaststätte noch erhalten. An die Gaststätte ließ Emanuel Wahl einen kleinen Saal anbauen, der 1902 zu einem Wohnhaus umgebaut wurde. Dort waren das Bürgermeisteramt Ludenberg sowie die Polizeiwache untergebracht. Auf dem Hof gab es zwei Gefängniszellen, die vor allem im Winter wegen der guten Verköstigung immer besetzt waren.
Ludenberg wurde 1909 nach Düsseldorf eingemeindet.
Nachdem 1902 die große Industrie‑, Gewerbe- und Kunstausstellung ihre Pforten geschlossen hatte, kaufte Emanuel Wahl eine Ausstellungshalle und ließ sie in der Parkanlage seines Grundstückes als Tanzsaal wieder aufbauen. Ihm gab er den Namen „Louisensaal“ nach dem Namen seiner Frau Louise. Unter den Bäumen der Gartenanlage entwickelte sich eine Gartenwirtschaft.
Der Louisensaal wurde bald zum schönsten und größten Lokal in der Umgebung. Hier wurde jeden Sonntag zum Tanz aufgespielt, und die Gäste kamen von Nah und Fern. Im Sommer war die Gartenwirtschaft mit ihren Plätzen unter den Bäumen zusätzlich ein sehr beliebtes Ausflugsziel.
1921, als die Reichsregierung die ihr auferlegte Kriegsentschädigung nicht zu zahlen vermochte, besetzten französische Truppen Düsseldorf. Zu dieser Zeit (1922/23) war ein Teil der französischen Besatzer im Louisensaal untergebracht.
Vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten gab es wieder Feste im Louisensaal: Turnfeste, Heimatabende, Sängerfeste usw.
Dann kam der 2. Weltkrieg.
In dieser Zeit diente der Saal zunächst als Lager für die Städtischen Bühnen. Da aber die Brandgefahr zu groß war, mussten die Kulissen wieder ausgelagert werden, da im Keller des Saales zum Schutze der Bevölkerung Luftschutzräume eingerichtet werden sollten.
1944 wurde im Louisensaal ein Lazarett mit zirka 200 Feldbetten eingerichtet. Zur Beheizung des Saales wurden wegen der defekten Heizungsanlage Kanonenöfen aufgestellt.
1944/45 hatten wir einen sehr kalten Winter. Düsseldorf hatte stark unter den Luftangriffen gelitten; über die Hälfte der Stadt lag in Schutt und Asche.
1945 lagen wir noch etwa sieben Wochen unter Artilleriebeschuss. Wir schliefen nur noch im Luftschutzbunker des Louisensaals. Dann endlich, im Mai 1945, war der Krieg vorbei. Die Dächer waren zerstört, vor den Fenstern hatten wir nur noch Pappe oder Holz. Im Geschäft war nichts mehr zu verkaufen. Aber irgendwie ging es weiter.
1946 lernte ich meinen Mann, Willi Wicharz, kennen, und 1947 haben wir geheiratet.
Unser Haus war zu dieser Zeit mit mehreren Familien überbelegt, so dass wir uns im eigenen Haus ein Zimmer erkämpfen mussten.
Nach Kriegsende 1945 waren in Düsseldorf die Rheinbrücken gesprengt. Zur Verbindung der beiden Seiten des Rheins bauten die Engländer eine Pontonbrücke. Das Brückenkommando hatte sich im Louisensaal einquartiert, da es dort auch Platz für die Ersatzteile gab.
1946 wurde der Saal zu einem Kino umgebaut und erhielt den Namen „Parktheater“. Es war ein gern besuchtes Kino, wurde aber gelegentlich auch als Theater von den Städtischen Bühnen genutzt.
Vor der Währungsreform waren viele Schauspieler und Künstler auf Tournee. Hier eine kleine Auswahl: Hans Müller-Schlössel, Willi Millowitsch mit seinem Ensemble, Peter Frankenfeld und Lonny Kellner, Lucie englisch, Heinz Ehrhardt, Kristina Söderbaum, Will Glahé, Jupp Schmitz, der Meistergeiger Georges Boulanger und viele andere.
1965 wurde der Saal erneut umgebaut und diente seitdem bis 1998 unter Beibehaltung der äußeren Form als Bürohaus und Lagerhalle.
Meine Tochter, Ingeborg Heublein, geb. Wicharz, hat den Louisensaal unter Beibehaltung der äußeren Form am dem Jahr 2000 zu einem Wohnhaus mit 31 Wohneinheiten und einer zugehörigen Tiefgarage ausbauen lassen.
Wegen der geschlossenen Bauweise an der Benderstraße musste dort auch noch ein Mehrfamilienhaus errichtet werden. Sie selbst wohnt mit ihrer Familie im hinteren Bereich der Liegenschaft. 1972 wurde der Neubau, Benderstraße 134, ein Mehrfamilienhaus mit 13 Wohneinheiten, bezogen.
1980, nach vielen Um- und Ausbauten des Hauses Benderstraße 136, haben wir die Gaststätte verpachtet und haben eine Wohnung im Hause Benderstraße 134 bezogen. Heute wird in der Gaststätte seit 21 Jahren ein „Italienisches Restaurant“ von den Gebrüdern Lerose geführt.
Ein seltener Gast
Erlebnis der Zeitzeugin Gerda Wicharz, damals sieben Jahre alt
Im Jahre 1930 hatten wir einen warmen Sommer. Die Gaststätte auf der Benderstraße, das Geschäft meiner Eltern, war durchgehend geöffnet, ebenfalls die Gartenwirtschaft.
So um die Mittagszeit schaute mein Vater hinaus auf den Hof. Er musste zweimal hinschauen und traute seinen Augen kaum. Da saß doch tatsächlich ein Mann mitten in der Gartenwirtschaft und neben ihm ein großer brauner Tanzbär. „Bitte ein großes Bier“, sagte der Gast. „Kommt sofort“, antwortete mein Vater, „aber binden Sie den großen Bären bitte an dem dicken Lindenbaum fest.“ Der stand nämlich weit genug weg. Das Bier wurde gebracht und dabei sagte der Bärenführer, er suche eine Übernachtungsmöglichkeit, ob das bei uns möglich wäre?
Rückfrage meines Vaters: “ Wie bitte, mit dem Bären?“
„Ja“, antwortete der Bärenführer, „tagsüber bin ich in Düsseldorf unterwegs und lasse den Bären tanzen. Aber für die Nacht brauche ich eine Schlafstelle für mich und den Bären.“
Wir hatten damals neben dem Geschäft noch eine Mehrzweckhalle. „In dieser Halle können Sie von mir aus mit dem Bären schlafen“, sagte mein Vater.
Der Bärenführer blieb mehrere Tage in Düsseldorf, kam abends zurück, nahm seinen Schlaftrunk zu sich, versorgte den Bären und legte sich mit ihm in einem Vorraum des Saales schlafen.
Einmal haben wir Kinder durch ein Fenster gelauert und gesehen, dass der Bär dem Mann als Kopfkissen diente.
An einem der Tage kam der Mann früher aus der Stadt zurück, band den Bären an einem Baum fest und ging in die Gaststätte, ließ aber die Tür zum Hof offen stehen. Da wir einen großen Hof und dort unsere Spielecke hatten, kamen häufig Kinder aus der Nachbarschaft zu uns zum Spielen.
Aus respektvoller Entfernung betrachteten wir den Bären. Irgendwann kam ein Kind auf die Idee, den Bären einmal tanzen zu lassen. Wir hielten das für eine gute Idee, zumal der Bär einen Maulkorb trug. Ein Kind forderte die anderen auf: „Lasst uns aus der Küche Topfdeckel und Holzlöffel holen!“ Dann stellten wir uns im Halbkreis um den Bären auf, trommelten und machten einen Höllenlärm. Der aber war nicht aus der Ruhe zu bringen, er wollte einfach nicht tanzen.
Irgendwie haben wir uns bei dieser Aktion näher an den Bären heranbewegt. Ausgerechnet jetzt stolperte ein Mädchen und fiel zu Boden. Blitzartig sprang der Bär hoch, holte mit der Tatze aus und zog das Mädchen zu sich heran. Durch unser Angstgeschrei aufgeschreckt stürmte der Bärenführer aus der Gaststätte und brüllte seine Kommandos. Gott sei Dank ließ der Bär unmittelbar von seinem Opfer ab. So nahm alles noch einmal ein gutes Ende.
Als Andenken hat das Mädchen allerdings am Fuß eine Narbe zurückbehalten.
Ohne die Aufzeichnung dieser Episode wäre das Erlebnis der Nachwelt nicht erhalten geblieben.
Gerda Wicharz ist inzwischen leider mit 95 Jahren im April 2018 in ihrer Wohnung neben dem Elternhaus verstorben.
Nummer 158
Zweigeschossiges Wohngebäude mit Fachwerk- und Jugendstilelementen, errichtet 1903. Die rechte Fassadenhälfte wird von einem „Zwerchhaus“ (Dachaufbau) geprägt und überragt.
Nummer 160
Zweigeschossiges Wohngebäude mit Jugendstilelementen, errichtet 1904. Balkon und Erker werden von einem wuchtigen „Zwerchhaus“ (Dachaufbau) überragt.
Nummer 162
Dreigeschossiges Wohngebäude mit Jugendstil- und Neobarockelementen, errichtet 1905. „Zwerchhaus“ (Dachaufbau) mit rundbögigen Fensteröffnungen über einem von starken Konsolen gestützten Erker.
Nummer 164
Zweigeschossiges Wohngebäude mit Jugendstil- und Fachwerkelementen, errichtet 1905. Halbovaler Erker an der linken Fassadenhälfte, gekrönt von einem „Zwerchhaus“ (Dachaufbau) mit vier schmalen Fenstern.
Nummer 166
Dreigeschossiges Wohngebäude mit Jugendstil- und Fachwerkelementen, errichtet 1906. „Zwerchhaus“ (Dachaufbau) mit flachbogigem Giebel.